Was Nachwuchsforschende aus aller Welt in die Lausitz zieht
In vielen Webberichten haftet der Lausitz noch immer das Attribut „strukturschwach“ an. Dabei steht die Lausitz längst im Fokus der internationalen Wissenschaft – vor allem im Bereich Energie, Klima und Umwelt.
Denn in der Lausitz wird Neues gewagt. Hier gehen Transformation und Gestaltungsanspruch Hand in Hand. Das Energie-Innovationszentrum (EIZ) an der BTU Cottbus-Senftenberg liefert ein Beispiel dafür. Es zählt mit einem Fördervolumen von 45,5 Millionen Euro zu den größten Strukturwandelprojekten der Lausitzer Universität.
Schon kurz nach seinem Start im Jahr 2022 wird das EIZ immer mehr zum Anziehungspunkt für Nachwuchsforschende aus aller Welt. Rund 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 14 Fachgebieten erforschen mit mehr als 40 Partnereinrichtungen die effektive und effiziente Energieversorgung der Zukunft. Das Spektrum von globaler Grundlagenforschung bis zu pragmatischen Praxisprojekten vor Ort soll insbesondere Lausitzer Unternehmen bei der Transformation unterstützen. Hinter sechs vernetzten Laboren des Zentrums stehen meist junge, hochinnovative Köpfe:
Energy Economics Labs/ Dr. Christin Hoffmann
... kehrte vor wenigen Jahren von der Universität Bern zurück in ihre Lausitzer Heimat und hatte bisher die Vertretungsprofessur am Lehrstuhl für Dekarbonisierung und Transformation der BTU inne. In ihrem Labor wird zu drei Themen geforscht: der Energiesystemmodellierung und Energiedatenanalyse, zum deutschen und europäischen Energiesystem, zur Transformation der Lausitzer Energiewirtschaft und zur Akzeptanz und Beteiligung an der Energiewende. Für Letzteres sollen erstmals VR-gestützte Experimente Verhalten und Einstellungen messbar machen.
High Power Grid Converter Lab/ Mirko Nikodinoski
... entwickelt mit seinem Team hocheffiziente modulare Wechselrichterkonzepte für künftige 500-Megawatt-Speicherkraftwerke. Die Forschung umfasst Hardware- und Softwareentwicklungen, um die am Markt noch fehlenden Produkte für großtechnische Anwendungen zu designen. Dazu wird im kleineren Maßstab ein Labormodell mit einer Leistung von 200 kW aufgebaut. Anhand der Erkenntnisse sollen zusammen mit regional und weltweit agierenden Energieunternehmen die hocheffizienten Wechselrichter vom Labormaßstab in Endprodukte für Großspeicherkraftwerke skaliert werden.
Control Systems and Cyber Security Lab/ Dr. Ivan Pryvalov
... kam extra fürs EIZ an die BTU. Er studierte Informatik in der Ukraine, in Deutschland Kryptografie und Informationssicherheit und arbeitete als Postdoc in Luxemburg. Sein Weg zum EIZ wurde vor allem durch den realen Anwendungsbezug im wichtigen Themenfeld Cybersicherheit in Energiesystemen und -anlagen motiviert.
Scientific Computing Lab/ Dr. Marten Klein
... promovierte an der BTU zu Themen der Strömungssimulation mit Bezug zur Wettervorhersage und widmet sich am EIZ der Komponentenmodellierung in Energiesystemen. Im Scientific Computing Lab werden u. a. Computeralgorithmen zur Modellierung und Co-Simulation von Multi-Energiesystemen weiterentwickelt und neu programmiert. Modellreduktion und stochastische Methoden stehen im Fokus. Greifbare Forschungsprodukte können von Software-Tools bis hin zu Ausgründungen reichen.
Energy Storage and Conversion Lab/ Dr. Fabian Rachow
... promovierte in angewandter Physik an der BTU. Sein Lab widmet sich der Grundlagenforschung an Katalysatoren zur Methan- und Methanolsynthese, der Weiterentwicklung unterschiedlicher Elektrolysetechnologien und der Speicherung und Verstromung von wasserstoffhaltigen Energieträgern. Diese Prozesse sollen in einer Pilotanlage kombiniert werden, die einen geschlossenen Wasserstoffkreislauf darstellt und deren Effizienz für die Einbindung in Energiesystemen bewertet wird. Der Praxistransfer soll auch die Wasserstoffregion Lausitz mit Anwendungen in Biogasanlagen, Stadtwerken oder der Industrie voranbringen.
Im Electric Power Systems Lab
... arbeitet ein Forschungsteam an der Weiterentwicklung der Laborinfrastruktur: Der an der BTU bestehende Netztrainingssimulator erfährt einen Retrofit und wird mit dem Kraftwerkssimulator der LEAG gekoppelt. Dadurch können Verbundbetrieb und Netzwiederaufbauszenarien betriebsrealistisch simuliert werden. Für die Klimakammer in der Hochspannungshalle folgt ein Ersatzneubau, u. a. für die Grundlagenforschung zum Durchschlagverhalten umweltverträglicher Isoliergase und -stoffe im Tieftemperaturbereich. In einem MicroGrid als Reallabor wird die Sektorenkopplung samt Erzeugung, Speicherung, Wärme und Mobilität untersucht.
Interesse an Know-how & Transfer?
EIZ Projektmanagement: Friderike Lehmann
Tel: 0355 69-2597,